Löst das Wort «Businessplan» ein leichtes Frösteln bei dir aus? Können wir gut nachvollziehen. Die gute Nachricht vorneweg: Wir sind klar der Meinung, dass – insbesondere bei Einzelunternehmen im Dienstleistungssektor – oftmals eine schlankere Version des Businessplans ausreicht. Und rasch auf den Markt gehen definitiv in vielen Fällen zielführender ist als alles perfekt durchzuplanen.
Ganz klar: ein sorgfältig ausgearbeiteter Businessplan ist für viele Startups und Unternehmen essentiell. Er hilft, eine klare Vision und Strategie für das Unternehmen zu entwickeln, die Finanzierung zu planen und potentielle Investor:innen oder Partner:innen vom Geschäftsmodell zu überzeugen. Auch dient er als Grundlage für die Entscheidungsfindung.
Aber: Gerade für Einzelpersonen im Dienstleistungssektor und Kreativbereich, welche zu Beginn oftmals keine hohen Investitionsausgaben haben, kann ein herkömmlicher Businessplan zu starr und einengend wirken. Auch macht er in der anfänglichen Orientierungs- und Planungsphase noch wenig Sinn. Denn die ursprüngliche Businessidee wird sich ganz bestimmt noch (einige Male) verändern, reifen und sich weiterentwickeln, während du bereits im Tun bist. Doch: What else?
Die abgespeckte Version: Business Canvas
Aus unserer Sicht stellt das Business-Canvas-Modell eine gute Alternative dar. Es handelt sich hierbei um eine verkürzte, visuelle Darstellung des Geschäftsmodells. Sie fokussiert auf die wichtigsten Elemente des Geschäftsmodells, beispielsweise die Zielgruppe, die Wertschöpfung, die Einnahmen- und Kostenstruktur sowie die Schlüsselressourcen und -aktivitäten. Das Ganze wird sehr schlank und übersichtlich auf einer, höchstens zwei Seiten, dargestellt. Eine Vorlage kannst du hier downloaden.
Das Canvas wird häufig in Zusammenhang mit dem «Lean Startup»-Ansatz von Eric Ries eingesetzt. Mir persönlich gefällt diese Methodik sehr gut, weil sie radikal auf die Bedürfnisse der Kunden:innen ausgerichtet ist. Die Herangehensweise ähnelt sehr stark dem Design-Thinking-Ansatz: Eine Idee wird bereits in einem sehr frühen Stadium in Form eines Prototyps skizziert und den potentiellen Kunden:innen vorgelegt. Anschliessend wird gemessen, wie die Idee bei der Zielgruppe ankommt. Darauf aufbauend folgt eine Phase der Justierung und Optimierung. So geht es iterativ weiter, immer diesen Phasen folgend.
Probieren geht über Studieren
Salopp ausgedrückt steht also bei dieser Methodik das «Machen, Messen, Lernen» im Vordergrund. Auf dich umgemünzt kann dies bedeuten, dass du ebenfalls mit Hilfe des Business Canvas dein Business «zu Faden» schlägst und die Grundpfeiler definierst. Danach fokussierst du aber auf das Austesten: Arrangiere beispielsweise in deinem engeren Umfeld Testläufe und biete kostenlose Dienstleistungen an, als wäre es bereits der «Ernstfall». Dann korrigierst und justierst du und testest es weiter aus, dann aber in deinem erweiterten Bekanntenkreis. Du wirst relativ rasch sehr aufschlussreiche Erkenntnisse haben, was funktioniert und was nicht. So kannst du deinen Businessplan quasi «on the job» verfeinern, erweitern und perfektionieren. Dieses Vorgehen ist zwar nicht in jedem Fall zeitsparender als die Ausarbeitung eines detaillierten Businessplans, aber du wirst am Ende mit hoher Sicherheit ein Produkt haben, welches auch wirklich funktioniert und die wahren Bedürfnisse und Wünsche deines Zielpublikums entspricht.
Weiterführende Informationen zum Lean-Startup-Ansatz:
Eric Ries: The Lean Startup. How Today’s Entrepreneuers Use Continuous Innovation to Create Radically Successful Businesses. Currency International Edition, New York 2017.