Schon in sehr jungen Jahren hat Tina geschafft, wovon andere ein Leben lang träumen. Sie hat sich ein erfolgreiches Business aufgebaut und kreiert gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Marco Kampagnen, visuelle Auftritte, Strategien und Marketingkonzepte für thematisch sehr breit gefächerte Unternehmen. Wir haben Tina in Baar zu einem Kaffee getroffen und mit ihr unter anderem über die ersten Schritte in die Selbstständigkeit, die Kraft von persönlichen Gesprächen und ihre grössten Learnings aus den vergangenen Jahren gesprochen.
Tina, du hast schon sehr jung deine eigene Kreativ-Agentur gegründet. Wie kam es dazu?
Für mich gab es schon immer zwei Welten. Einmal die Sport-Welt und einmal die Design-Welt.
Bereits als Kind nahm ich mir gerne Zeit, um anderen zuzuhören und sie zu verstehen. Lernte somit viel über Menschen und ihre Vorgehensweisen. Ich reflektierte viel, nahm mir Zeit, meine Gedanken und Emotionen zu sortieren. Zudem schuf ich mir eine ausgeprägte innere Welt, in welcher viel Raum für Kreativität und Vorstellungskraft war. Ich zeichnete, bastelte, räumte mein Zimmer um, begann mich für Möbel und Design zu interessieren. Doch in einer immer schneller werdenden Welt, wo Leistungsdruck und Selbstvertrauen selbstverständlich sind, muss man schauen, dass man mithalten kann. Dass man ein Fundament bildet, das widerstandsfähig bleibt und den härtesten Tests standhält. Deshalb wurde der Sport ein immer grösseres Thema. Ich konnte mich auspowern, an anderen messen und mich selbst zu Höchstleistungen motivieren. Ich erschuf mir also zwei Welten, in denen ich zum einen mit kreativen Ideen und einzigartigem Design Ruhe fand und zum anderen meinen Puls durch sportliche Aktivitäten in die Höhe treiben konnte.
Um im Sport Erfolge zu feiern, braucht es enorm viel, weshalb ich mich für den kreativen Bereich entschied und mich dem vollkommen hingab. Bereits als ich meine Lehre als Grafikerin startete, war für mich klar, dass ich mich irgendwann selbständig machen würde – rückblickend weiss ich nicht genau, weshalb das so klar war, doch heute finde ich es umso schöner! Meine Lehre absolvierte ich mit Höchstleitung und betreute nebenbei immer mal wieder private Projekte im grafischen Bereich. Ich sammelte in den unterschiedlichsten Bereichen meine Erfahrungen, habe bei diversen Agenturen gearbeitet und mich durch die verschiedensten Welten gekämpft. Mit bekannten Kreativen gebrainstormt, die Laufschuhe On in ein neues Licht gerückt und grossen Schweizer Unternehmen einen neuen Auftritt geschenkt. Doch das Gefühl von Freiheit fühlte ich nur selten. Dankbarkeit war oft ein Fremdwort und Gemeinsamkeit lediglich ein Firmenwert, der in Realität mehr mit Konkurrenzkampf zu vergleichen war. Gleichzeitig stieg die Nachfrage nach privaten Projekten immer mehr. Das waren anschliessend alles die ausschlaggebenden Punkte, die mich dazu bewogen, mich selbständig zu machen und Werte zu leben, die einem Freude bereiten und nicht nur auf dem Papier gut aussehen.
Somit gründete ich mit 25 Jahren meine erste Firma «Tina Bloetjes, Konzeption & Kreation».
Bist du gleich Vollzeit in dein Business gestartet oder hattest du in der Aufbauphase noch eine Anstellung in Teilzeit? Welche Erfahrung hast du damit gemacht?
Bereits 2012 startete ich mit eigenen kleinen Aufträgen. Nichts Besonderes – mal eine Visitenkarte hier, mal ein Flyer dort. Im Kanton Zug spricht sich sowas schnell herum, weshalb die Aufträge konstant immer etwas mehr wurden. Die Nachfrage wurde dann 2020 besonders gross und aus den anfangs noch kleinen Projekten entwickelten sich Stammkunden mit grossen Projektanfragen, welche ich neben meinem 100% (eher 150%) Job nicht mehr umsetzen konnte. Da ich eine «ganz oder gar nicht» Person bin, entschloss ich mich, mich dieser neuen Aufgabe 100% hinzugeben und setze alles auf diese eine Karte – die Karte «Selbständigkeit».
Das mag nun alles etwas gewagt klingen, dazu muss ich jedoch klar sagen, dass ich mir in der Vergangenheit ein finanzielles Polster sowie ein grosses Netzwerk aufgebaut habe und ich stets auf die Unterstützung in meinem nahen Umfeld zurückgreifen durfte. Zum einen ist dies ein grosses Privileg und zum anderen auch ganz viel harte Arbeit.
Was waren Gedanken oder vielleicht auch Ängste, die dich vor und während der Gründung begleitet haben?
Selbstständige tragen die volle Verantwortung für den Erfolg ihres Unternehmens und arbeiten oft weit mehr Stunden als Angestellte. Sie sind in der Regel rund um die Uhr für ihr Geschäft verantwortlich und müssen mit finanzieller Unsicherheit, der Notwendigkeit, eine breite Palette von Fähigkeiten zu beherrschen, und der hohen emotionalen Belastung durch Misserfolge und Rückschläge umgehen. Das kann sehr anstrengend sein und an die Substanz gehen. Mein grösstes Learning daraus ist ganz klar, dass man nicht alles selbst erledigen beziehungsweise können muss. Man darf Dinge abgeben, man darf um Hilfe bitten, man darf nachfragen – auch mehrmals. Oft entstehen die besten Lösungen sowieso gemeinsam. Lasst uns lieber gross träumen, diese verwirklichen und den Fokus auf unsere Kernkompetenzen legen.
Womit ich jedoch die meisten Schwierigkeiten hatte, war es mich zu präsentieren. Mir liegt das nicht – dieses verkäuferische. Ich stelle mich nicht hin und sage, wie «toll» ich bin. Ich bin weder aufdringlich, noch möchte ich mit etwas «Negativem» assoziiert werden. Ich mag keine Versicherungsvertreter, die einem irgendetwas andrehen wollen für den Fall der Fälle oder Personen, die einen auf LinkedIn oder per Mail mit den ultimativen «XY-Dienstleistungen» vollspamen. Ich bin ich – weiss was ich kann, und biete genau das an. Aus diesem Grund habe ich diverses ausprobiert, um doch etwas Aufmerksamkeit zu erzeugen. Es gibt unzählige Wege und ganz viele Leute, denen es ähnlich geht und von denen man lernen kann. Ich bevorzuge nach wie vor den persönlichen Kontakt zu potenziellen Kundinnen und Kunden und werde das auch weiterhin tun, weil ich fest davon überzeugt bin, dass nur diese Weise zu langfristigen Zusammenarbeiten führen kann. Ganz egal, wie viel Zeit ein persönliches Treffen beansprucht, die Erfahrungen und der Austausch mit Menschen inspiriert und lehrt einen so viel mehr als ein einfaches Mail.
Ein weiterer Punkt, der mich lange beschäftigte war, die Nachfrage nach mehr Marketing-Dienstleistungen. Wieso? Weil ich genau diesen Bereich nicht alleine abdecken wollte. Zum einen, weil mir die Erfahrung in diesem Bereich etwas fehlte und zum anderen wollte ich meinen Kernbereich – das Design – nicht vernachlässigen. Also wagte ich einen weiteren grossen Schritt und stellte 2022 meinen ersten Mitarbeiter ein.
Wie bist du mit dieser Herausforderung umgegangen?
Ich habe gelernt, dass nicht immer alles nach Plan läuft. Marco, mein Mitarbeiter und heutiger Geschäftspartner, hat erfahren, dass Arbeit nicht gleich Büro ist und dass so viel Freiheit erst einmal überfordern kann. Für mich wiederum war es herausfordernd, Dinge abzugeben und loszulassen – zu vertrauen. Doch wir waren uns schon damals sicher, dass wir gemeinsam die perfekte Kombination für etwas Gemeinsames ergeben.
Gemeinsam ist vieles einfacher – vielleicht nicht auf den ersten Blick und in den ersten Tagen. Doch gemeinsam ist man stärker, kann einander den Rücken stärken und neue Inputs bekommen, auf die man selbst vielleicht nie gekommen wäre. Ich spreche nicht nur von Geschäftspartnerinnen oder Geschäftspartnern, sondern auch von aussenstehenden Personen, die allenfalls einen wertvollen Beitrag zu deinem Unternehmen leisten können… Inputs sind wertvoll und öffnen neue Türen – nimm sie dankbar an!
Wie hat sich deine Firma anschliessend weiterentwickelt?
Die Zusammenarbeit mit Marco hat gezeigt, dass man auch neue Wege gehen und weitere Leistungen abdecken kann. Wir haben uns als tolles Team weiterentwickelt und im Jahr 2023 die «here we are gmbh» gegründet. Ein weiterer Schritt in Richtung Zukunft. Eine Zukunft, in der wir gemeinsam mit Unternehmen Geschichten erzählen, Produkte spürbar und Leistungen erlebbar machen wollen. Wir brennen für fast jede neue Imagekampagne. Lieben alles, was mit Design zu tun hat und produzieren Content, der bewegt. Uns geht es aber vor allem darum, etwas Neues zu kreieren, mitzudenken und zu verändern.
Welche drei Dinge würdest du nochmals genau gleich machen, wenn du wieder am Anfang stehen würdest?
- Auf mein Bauchgefühl vertrauen, die Augen schliessen und den Sprung ins kalte Wasser wagen. Es ist das schönste Gefühl und erfüllt mit Stolz!
- Mit Leuten sprechen. Keine Angst davor haben, sich Hilfe zu holen und sich dort helfen zu lassen, wo es Hilfe braucht und die Dinge selbst zu steuern, die man am besten kann.
- Aus einer Einzelfirma eine GmbH machen. Das bietet mehr Sicherheit, man wirkt grösser und es ist kein Problem, Mitarbeitende einzustellen.
Wofür stehst du als Inhaberin deiner Agentur? Und worauf legst du besonderen Wert?
Ich stehe für kreative Ideen und klares Design. Es darf leicht sein, genauso wie verspielt. Und einfach. Lieber leichter als leicht. Mehr Weissraum. Mehr Luft zum Atmen. Das will ich erreichen. Frei, und immer wieder anders, aber dabei stets einzigartig.
Was mir dabei besonders wichtig ist: bei here we are arbeiten wir ausschliesslich mit Unternehmen zusammen, mit welchen wir uns identifizieren können. Und wir bieten keine Leistungen an, welche uns in der Umsetzung Bauchschmerzen bereiten. Unternehmen, die einen positiven Effekt auf die Menschen und Umwelt haben. Jene, die genau so etwas bewirken wollen wie wir.
Mit unseren Arbeiten möchten wir mehr bieten als nur klassische Marketingmassnahmen. here we are gestaltet kein Plakat, damit es nur eine Botschaft vermittelt. Wir bauen keine Website, damit diese nur etwas über das Unternehmen erzählt. here we are konzipiert keine Kampagnen, welche nur ein Produkt in den Vordergrund rückt. Uns geht es um mehr. Wir möchten Wissen vermitteln und die Menschen bewegen, etwas Positives zu bewirken.
Welches sind drei bis vier Lieblingswebseiten, Plattformen oder digitale Tools, die du für die Akquise und Vermarktung deines Business nutzt?
Für die Akquise nutze ich LinkedIn und persönliche Videos. Für die Vermarktung von here we are unsere Webseite here-we-are.ch, Linkedin sowie Instagram.
Was möchtest du uns zum Schluss noch mitgeben?
Niemand muss nachvollziehen können, warum du dich genau für diesen Weg entschieden hast. Niemand muss verstehen, warum du tust, was du tust und handelst, wie du es machst. Keiner muss mögen, wie du dein Leben lebst und niemand muss toll finden, dass du dich vielleicht für ein aussergewöhnliches Leben entscheidest. Wichtig ist, dass DU glücklich bist!
Vielen Dank Tina für diese inspirierenden Worte!
Mehr Informationen zu Tina findest du hier.