Mama sein und ein eigenes Business aufbauen: Klingt nach einer echten Herausforderung? Genau das haben Andrea und ich in einer turbulenten Lebensphase getan. Als unsere Kinder noch sehr klein waren (zwischen zwei und sechs Jahre alt) und unser Leben vom typischen elterlichen Alltagschaos geprägt war. Ja, es war anstrengend. Würden wir es wieder tun? Auf jeden Fall!
Wir geben es ja zu: Etwas verrückt muss frau schon sein, wenn sie sich zwischen Windeln wechseln, kindlichen Trotzanfällen und Nächten mit viel zu wenig Schlaf dazu entscheidet, ein eigenes Business zu gründen. Denn Stabilität, (finanzielle) Sicherheit und einen geregelten Arbeitsrhythmus bringt diese Kombination nicht mit sich. Deshalb ist diese Option sicherlich auch nicht für alle Mütter gleichermassen realistisch und leistbar, dies ist uns absolut bewusst.
Wer jedoch die Möglichkeit und das Umfeld dazu hat, findet als selbstständig tätige Mutter unglaublich viel Erfüllung, Bereicherung und ein Mass an Flexibilität und Selbstbestimmung, welches in einem Angestelltenverhältnis nie möglich wäre. In diesem Beitrag zeigen wir euch, welche Strategien uns persönlich geholfen haben, unseren Weg beharrlich zu verfolgen.
Nimm Hilfe an
Du möchtest alles alleine schaffen, kennen wir. Aber glaube uns: Dies macht absolut keinen Sinn. Wenn du dich als Mutter selbstständig machen möchtest, muss deine Familie mit im Boot sein und Verantwortung übernehmen. Kläre wichtige Fragen unbedingt im Voraus mit der oder dem (Ehe-)Partner:in. Es braucht ein klares Commitment von beiden Seiten. Ähnlich verhält es sich mit fachlicher Unterstützung. Es gibt genügend Expert:innen, die dir gerne bei der Buchhaltung oder Vermarktung unter die Arme greifen. Und dies auch noch in mindestens der Hälfte der Zeit, die du dafür aufwenden würdest. Da deine Ressourcen mit der Doppelbelastung von Familie und Job sowieso sehr begrenzt sind, lohnt es sich gleich mehrfach. Delegiere auch Aufgaben im Haushalt und bei der Kinderbetreuung. Dies muss nicht immer die eigene Familie oder Kita sein. Andrea macht beispielsweise sehr gute Erfahrungen mit Schülerinnen, die für einige Stunden zu ihr nach Hause kommen und mit ihren Söhnen spielen, während sie sich um das Business kümmert. Eine Win-Win-Situation.
Baue dir ein unterstützendes Netzwerk auf
Als wir uns selbstständig gemacht haben, tat sich für uns ein komplett neues Universum auf. Wir erkannten, dass sich Selbstständige auf eine ganz besondere Weise organisieren und in Netzwerken zusammenschliessen. Suche auch du dir Menschen, die dich verstehen, motivieren und inspirieren. Seien dies andere Mütter in ähnlichen Situationen oder generell erfahrene Selbstständige, welche ein positives und motivierendes Mindset haben und vielleicht bereit sind, mit dir zusammen Projekte anzureissen und Kooperationen einzugehen. Wir machen immer wieder unglaublich schöne Erfahrungen, wie offen Selbstständige sind, auch wenn sie streng genommen zu deinen Konkurrent:innen gehören.
Vielleicht ergibt sich auch die Möglichkeit, mit einer anderen Person zusammen zu gründen. Zu zweit hat man die Chance, sich gegenseitig im Urlaub, bei Krankheit und genereller Überlastung zu vertreten. Insbesondere wenn du kleine Kinder hast. Da ist es eine riesige Erleichterung zu wissen, dass noch jemand da ist, der oder die notfalls einspringen kann.
Erwarte nicht zu viel auf einmal
Es ist toll, viele Ideen zu haben. Aber versuche nicht, alles gleichzeitig umzusetzen (hierzu gibt es einen eigenen Blogbeitrag). Manchmal ist weniger mehr, auch wenn du für dein neues Business brennst und am liebsten auf allen Kanälen Vollgas geben würdest. Ignoriere erst einmal, wenn dir Profis suggerieren, dass du täglich ein Reel auf Instagram veröffentlichen musst, um erfolgreich zu sein. Lass dich auch nicht davon irritieren, dass andere bereits mehr erreicht haben. Du alleine bestimmst das Tempo, es sind deine Ressourcen, deine Lebenssituation und deine Möglichkeiten. Und die sind nun mal begrenzter als bei Gründer:innen, die keine Familie haben. Lerne zu diesem Zweck auch, «Nein» zu sagen – zu einer Idee, zu einer Anfrage oder zu einer Kundin, bei der das Bauchgefühl nicht stimmt. Dies tut richtig gut, versprochen.
Sorge dich nicht, aber sorge vor
Was für Unternehmerinnen allgemein und als selbstständig tätige Mutter ganz besonders gilt: Übernehme die Verantwortung für deine Finanzen und Vorsorge. Auch wenn es vielleicht für dich nicht gerade ein prickelndes Thema ist – wir fühlen mit dir.😉 Im Minimum bedeutet es, dass du dich um eine private Unfallversicherung kümmerst, da du nicht weiter über den Arbeitgeber abgedeckt bist. Weiter sind Beiträge an die AHV Pflicht. Melde dich hierzu bei der SVA (Sozialversicherungsanstalt) deines Wohnkantons, um dich zu informieren und einstufen zu lassen. Wenn du im Businessaufbau bist und (noch) keine bis geringe Einnahmen hast, kannst du ein Formular für Nicht-Erwerbstätigkeit ausfüllen und einen jährlichen Mindestbeitrag einzahlen. So verhinderst du spätere Lücken in der Altersvorsorge. Überlege dir auch, wie du mit der Krankentaggeld-Versicherung sowie Beiträgen an die Pensionskasse und Säule 3a umgehen möchtest. Diese sind freiwillig, aber je nach Lebens- und Finanzsituation sehr empfehlenswert.
Gib dir Zeit
Erfolg kommt nicht über Nacht, vor allem wenn du die Doppelrolle als Mutter und Unternehmerin inne hast. Viele Selbstständige berichten, dass es Jahre gedauert hat, bis ihre Businessidee so richtig zum Fliegen kam. Dies ist enorm wichtig zu wissen. Betrachte also die anfänglichen Monate als Zeit des «Samen säens»: Du unternimmst und probierst einiges, ohne mit Sicherheit zu wissen, ob es auch wirklich zum Erfolg führt. Bleibe in dieser Zeit im Vertrauen, erfreue dich an den kleinen Erfolgserlebnissen und halte durch! Nur schon aus dem Grund, weil du deinen Kindern ein unschätzbar wertvolles Rollenvorbild bist. Du vermittelst ihnen nämlich Werte und Botschaften, die eine grosse Strahlkraft haben: Du zeigst ihnen, was es bedeutet, für seine Träume einzustehen. Du zeigst ihnen, dass es sich lohnt, die persönliche Komfortzone zu verlassen und sich den eigenen Ängsten zu stellen. Und du zeigst ihnen, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, den eigenen Weg zu finden und zu gehen. Mit Mut, Kreativität, Vertrauen und einem kleinen Quäntchen Wahnsinn…😉